ratet, was ich gerade so richtig vermisse.
1. Ein schönes, langes DEUTSCHES Buch. Am besten eins von meinen Lieblingsbüchern, die ich eh schon tausend mal gelesen habe aber die einfach so gut sind! :)
Mal ehrlich Leute: Wie ich hier die deutsche Sprache zu schätzen lerne! Und einfach an sich die Fähigkeit, sich auszudrücken und in einem Schwall einfach so reden zu können.
Wie gerne hätte ich jetzt einen von euch hier! Ich würde einfach so losreden und wahrscheinlich gar nicht mehr aufhören. Ich würde ironisch sein ohne Ende, einfach weil ich es kann. Auf Deutsch. :))
Das würde ich auch gerne mit meiner Familie am Telefon tun, ich könnte ohne Punkt und Komma drei Stunden lang reden. Aber das bringts ja auch irgendwie nicht.
2. Eine Umarmung von Freunden oder Familie. Du kannst noch so viele Austauschschüler umarmen und deine neuen Freunde hier und deine Gastgeschwister - es ist einfach nicht dasselbe. Heimweh an sich hab ich gar nicht mal, es ist einfach nur diese kleine Geste, die so viel bedeutet.
Das war's jetzt mit dem Gejammer! Mir gehts einfach zu gut hier als das ich mein Jahr damit verschwenden würde das zu vermissen, was ich nicht habe. Feiere ich das, was ich habe!
Schule:
Letzte Woche haben wir am Mittwochnachmittag die erste Compo (composition) geschrieben. Das ist, kurz gesagt, ein durchschnittlich 3-stündiger Test in einem bestimmten Fach. Man bleibt einfach den Nachmittag in der Schule, sitzt mit der halben Stufe in der permanence ("Schulgefängnis", wenn man es übersetzten wollte) und schreibt. Dabei laufen ungefähr drei Lehrer dauern herum und kontrollieren, dass man nicht abguckt.
Was aber auch eigentlich so ziemlich unmöglich ist, denn jede Klasse schreibt ihre compo in einem anderen Fach, je nach "Zweig".
Die "L" Leute schreiben zum Beispiel Literatur und die "S" Leute Mathe. Und man sitzt gemixt, also werde ich wohl bei meiner Literatur compo nicht auf die Matheunterlagen meines Nachbarn starren.^^
(Obwohl es mir wahrscheinlich genausowenig sagen würde, wenn ich auf den französischen Haufen Literaturanalyse schauen würde :))
Der Mann, der hier die Aufsicht führt, wurde im vornherein informiert, dass Cami, Zsofi und ich früher gehen dürfen. Denn was sollen wir drei Stunden lang mit zwei Literaturaufgaben machen, von denen wir eine verstehen aber trotzdem nur in zehn Zeilen beantworten können?!
Genau, sinnlos.
Dieser Mann also hat uns dann früher gehen lassen. Ich finde ihn ehrlich gesagt ein bisschen unheimlich. Alle nennen ihn "Sheriff", weil er immer überall rumrennt und rumbrüllt, dass man dort nicht stehen und drüben nicht sitzen soll.
Und er hat seltsame Augen. Wenn er mich anguckt, weiß ich nie, ob er wirklich mich meint oder die Person hinter mir. Ja, sowas verunsichert! :D
Er ist noch nicht mal ein Lehrer, einfach nur so ein Aufpasser. Deswegen ist er glaub ich auch so engagiert in dem was er tut, einfach weil das nun mal sein Job ist. In Deutschland müssen die Lehrer diese Arbeit ganz einfach miterledigen.
Verständlicherweise war ich dann sehr erleichtert, dass er uns ohne weitere Worte hat gehen lassen. Ich hatte nämlich nicht so Lust mich auf eine Diskussion mit ihm einzulassen. Immerhin hätten mir geschätzte 150 Schüler zugehört, wie ich mir da auf Französisch was zusammengestammelt hätte.
Sonst gibts zu Schule eigentlich nicht viel zu sagen. Ach jaaaa... mein Philosophielehrer hat eine schreckliche Handschrift. Sorry, ich finde ihn echt nett und alles und es ist bestimmt auch interessant was er erzählt aber seine Handschrift ist wirklich unlesbar. Ich denke mir immer irgendwas aus wenn ich von der Tafel abschreibe.
Rosch ha- Schana
.. heißt das Neujahrsfest der Juden!
Und ja, es ist "mitten im Jahr", am 29. September. Falls ihr euch jetzt fragt: "Wie kommt Katharina auf das jüdische Neujahrsfest?" Nun, da gibt es eine ganz einfache Erklärung.
Zsofi ist Jüdin und wollte dieses Fest auch in Frankreich feiern. Zwar etwas verspätet aber immerhin.
So sind wir dann mit ein paar Mädels am Freitagabend zu ihr und sie hat uns das Ganze ein bisschen erklärt.
Wir haben unter anderem den Neujahrsspruch gelernt:
שנה טובה ; Schana tova ("ein gutes Jahr")
Bei jüdischen Festen ist ja auch immer das Essen mit der jeweiligen Bedeutung sehr wichtig. Wir haben nicht alle dazugehörigen Speisen probiert aber immerhin etwas.
Zum einen Apfelscheiben mit Honig, die für ein "süßes" Jahr mit viel Hoffnung stehen. Außerdem gab es eine Art Honigkuchen, wofür der steht weiß ich aber leider gerade nicht.
Zum Schluss hat Zsofi noch den Segensspruch gesprochen und das Ganze war an sich beendet.
Leschana towa tikatewu ("Ihr möget zu einem guten Jahr eingeschrieben werden").
Wer mehr über das jüdische Fest an sich wissen will: Rosch ha-Schana
Den Rest des Abends haben wir mit Lachen, Tanzen und am Hafen rumhängen verbracht. Es war wirklich toll, ich weiß es so zu schätzen sie alle zu kennen!
Vive les mariés!
... zu Deutsch: "Es lebe das Brautpaar!"
Ja, ganz richtig, ich war auf einer französischen Hochzeit. Wooouuuh! Es war der Cousin meines Gastpapas, Jaques-Armel. Die Hochzeit fand in Angers statt, zweieinhalb Autostunden von Vannes entfernt.
Die Hochzeit begann um 12.00 Uhr, wir fanden uns alle in einer katholischen Kirche ein und die Hochzeitsmesse wurde gehalten. Also, ich muss sagen, diese großen Kirchen sind ja wirklich wunderschön. Mit den ganzen Fenstern und den Zeichnungen .. das macht schon ne' tolle Atmosphäre!
Es war eine kurze Angelegenheit, vielleicht 45 Minuten.
Allgemein wirkte die Zeremonie an sich auf mich etwas "unfeierlich", einfach anders als ich es gewohnt war. Zum Beispiel standen wir schon vor der Messe alle mit dem Brautpaar vor der Kirche und haben uns unterhalten, normalerweise ist es ja immer so ein "großer" Moment, wenn die Braut das erste Mal in die Kirche kommt. Aber gut.
Als alle die Kirche verließen, wurde typisch bretonische Musik gespielt, mit Dudelsack und einer Flöte (zumindest glaube ich, dass es eine Flöte war :D). An sich ganz nett, war auch ganz interessant und schön aber UNGLAUBLICH laut. Ich habe mir aus reiner Höflichkeit nicht die Ohren zugehalten.
Das Brautpaar wurde mit Blumen und Reis abgeworfen, obwohl ich glaube dass die Brautmutter mehr abbekommen hat als das Paar selbst, denn noch am Abend hatte sie Reiskörner in ihrem Haar.
Schnell haben wir unsere Sachen im Hotel verstaut und sind dann zur Feier gefahren. Es war ein großes, wunderschönes Gelände. Sehr viele Bäume, ein kleiner Park und eine große, alte Festhalle. Es wurde von vielen Kellnern ein Apéro serviert: Champagner, Obst und andere kleine Snacks.
Das ging irgendwie ziemlich lange draußen, bestimmt 4 Stunden, als wir dann die Halle betraten.
Nach einer festgelegten Tischordnung setzten wir uns auf unsere Plätze und das Essen wurde serviert. Es waren 3 Gänge, wirklich sehr gut. Außer der zweite, der war nicht so mein Ding. So ein seltsamer Käse mit süßem Brot. Sonst wirklich interessant.
Und da ich nun mal in Frankreich bin sehe ich mich jedesmal gezwungen, Wein zum Käse zu trinken, wenn welcher da ist. Ich weiß nicht wieso, ich habe das Gefühl das gehört sich so. Auch wenn ich nicht so auf Wein stehe ..
Die Nachspeise:
Während dem Essen trugen diverse Verwandte und Freunde kleine Lieder vor und zeigten Bildershows. Aber an dieser Stelle an alle Leute, die "russlandsdeutsche" Hochzeiten gewohnt sind so wie ich: Ich glaube keiner übertrifft uns in punkto Programm! Wirklich! Das waren hier vielleicht 4 Beiträge :D.
Dafür übertreffen wir sie nicht in Sachen "Tanzen". (Ist auch schwer, wenn gar nicht getanzt wird auf unseren Hochzeiten.) Das hat soo Spaß gemacht! Sei es jetzt tanzen mit der ganzen Truppe zu Liedern wie "Cotton Eye Joe" oder halt zu "normalen" Liedern :D.
Um 2:30 Uhr sind wir dann doch noch ins Hotel aufgebrochen, wir waren alle ziemlich müde.
Der nächste Morgen begann für uns in aller Hektik, um 10.00 sollten plötzlich alle beim Frühstück sein. Das hieß dann auf einmal: Fertig sein in 15 Minuten! Denn gleich danach sollte es zu einem kleinen Verabschiedungsbrunch zum Brautpaar gehen.
Wer mich kennt weiß, dass ich teilweise etwas schusselig bin. Das gebe ich zwar nicht gerne zu, ist aber nun mal die Wahrheit. Und ja, man kann bei mir ruhig sagen: "Gut, dass ihr Kopf wenigstens angewachsen ist."
Auch an diesem Wochenende sollte sich das zeigen. Diesmal hatte ich meine HOSE vergessen :D. Ja, total bescheuert. Wären es Ohrringe gewesen, oder das Haarspray .. aber nein, es musste die Hose sein. Und in dem Abendkleid von gestern wollte ich dann doch nicht zum Brunch aufkreuzen, overdressed zu sein ist nicht so meins.
Zum Glück hatte Maya noch was dabei und ich konnte also in ihren Sachen rumlaufen. Puh. Keine Ahnung was ich sonst gemacht hätte, ehrlich.
Nach dem Brunch ging es dann schon wieder nach Hause.
Au revoir Angers!
Jaa .. das war meine letzte Woche grob zusammengefasst. Ich war nach so viel Programm ziemlich müde und musste mich heute beherrschen in Literatur nicht einzuschlafen. Obwohl ich mir gar nicht mal sicher bin, ob es der Lehrerin etwas ausgemacht hätte :D.
Ich wünsche euch eine ereignisreiche Woche meine Lieben, genießt das Leben!
Bisous,
Katharina :-*
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